Paraffin-Monitoring

An den deutschen Küsten sind wiederholt Anspülungen von Paraffin und anderen persistenten (nur langsam abbaubaren) aufschwimmenden Stoffen zu verzeichnen, ebenso wie Funde an der Wasseroberfläche. Diese stellen eine Belastung der Meeresumwelt dar.

Bisher gab es in Deutschland kein Monitoring, welches Paraffine in der Meeresumwelt ausreichend erhebt und bewertet. Das

  • BSH (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie),
  • Niedersachsen (NLWKN, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz),
  • Schleswig-Holstein (LKN.SH, Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein) und
  • Mecklenburg-Vorpommern (LUNG)

haben daher eine Pilotstudie zur Entwicklung und Erprobung eines Monitorings durchgeführt. Das Vorhaben wurde vom Bund-Länder Koordinationsausschuss Schadstoffunfallbekämpfung (KOA-SUB) finanziert.

Paraffine und andere persistente aufschwimmende Stoffe

Paraffine und andere persistente aufschwimmende Stoffe in der deutschen Nord- und Ostsee, Pilotstudie zur Entwicklung und Erprobung eines Monitorings

Im Projekt wurden folgende Datensätze recherchiert oder generiert und systematisiert:

  • Komplexe Schadstoffunfälle
  • Lokale Anspülungen
  • Disperse (zerstreute) Belastung (Belastung an der Wasseroberfläche, in Mägen von Eissturmvögeln [nur Nordsee], am Strand)
  • chemische Zusammensetzung

Die Ergebnisse des Pilotprojektes lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Die Belastung der Ostsee ist im Vergleich zur Nordsee deutlich niedriger.
  • Räumliche Muster des Vorkommens und der Zusammensetzung der Paraffine lassen sich (bisher) nicht identifizieren.
  • Die räumliche und zeitliche Variabilität der quantitativen Belastung ist sehr hoch.
  • Paraffine setzen sich aus verschiedenen Stoffgruppen zusammen, deren Anteile räumlich und zeitlich variabel sind.
  • Alle auf Begleitstoffe untersuchten Paraffin-Stichproben enthielten als wassergefährdend eingestufte Chemikalien.

Es wird deshalb davon ausgegangen, dass die in das Meer eingebrachten Paraffine schädliche Auswirkungen auf die Meereslebewesen (v.a. Aufnahme als vermeintliche Nahrung) und Lebensräume haben.

Vor diesem Hintergrund werden folgende Ansätze als Langzeitmonitoring von Paraffinen und anderen persistenten aufschwimmenden Stoffen für die deutsche Ostsee vorgeschlagen:

  • Dokumentation und Auswertung komplexer Schadstoffunfälle (KSU) mit Paraffinen
  • Dokumentation und Auswertung lokaler, mittlerer und großer Anspülungen
  • Präsenz von Paraffinen an der Wasseroberfläche
  • Präsenz von Paraffinen im regulären Strandmüllmonitoring

In ihrer Kombination sind diese Ansätze geeignet, da sie mit vertretbarem Aufwand alle wesentlichen Aspekte abbilden (herausragende Einzel- und lokal begrenzte Ereignisse sowie disperse Belastung; Küste, offene See und Biota). Darüber hinaus berücksichtigen sie vielfältige Synergien mit anderen Monitoringprogrammen. Es wird empfohlen den erarbeiteten Monitoring-Vorschlag als Teil des nationalen MSRL-Monitorings zu etablieren und weiterzuentwickeln.