Die
größte Quelle für den anthropogenen Nährstoffeintrag in das Grundwasser
ist das Ausbringen von Düngemitteln (mineralische Düngemittel,
Wirtschaftsdünger, Klärschlamm). Die wichtigsten Verbindungen sind hierbei das
Nitrat, das Ammonium und das Phosphat. Tiefere Grundwasser-Messstellen sind
durch die Überdeckung mit zum Teil mächtigen Grundwasserstauern relativ gut vor
dem Nährstoffeintrag geschützt. Es konnten jedoch auch hier
Nitratkonzentrationen von bis zu 139 mg/l festgestellt werden. Es ist
davon auszugehen, dass in Bereichen, die intensiv landwirtschaftlich genutzt
werden, die höchsten Nährstoffkonzentrationen zu messen sind (Landesamt für Umwelt,
Naturschutz und Geologie M-V 2001a).
Der Stickstoffgehalt des Sickerwassers zeigt enge Korrelationen mit dem
Stickstoffgehalt des Bodens (Nmin-Gehalt), mit der applizierten
Düngermenge sowie aber auch mit der Sickerwassermenge. Das gilt für Acker- aber
auch für Grünlandstandorte. Ketelsen et al. (1999) konnten für norddeutsche
Grünlandstandorte mit verschiedenen Nutzungen (1S bis 3S bedeutet 1-Schnitt bis
3-Schnittmähweiden) eine eindeutige Korrelation zwischen dem N-Eintrag und der
NO3-Konzentration im Sickerwasser dieser Standorte nachweisen.
Abbildung 25: Beziehung zwischen N-Eintrag und NO3 im Sickerwasser
Quelle: nach Ketelsen et al. (1999)
Nur
32 % der Grundwasser-Messstellen Mecklenburg-Vorpommerns wiesen 1999 keine
Nitratbelastung auf, einige der Messstellen wiesen Werte von über 100 mg/l
Nitrat auf. Im Einzugsbereich der ehemaligen industriellen Rindermastanlage
Hohen Wangelin konnten im Herbst 1998 auf den Gülleverregnungsflächen noch
Nitratkonzentrationen von über 250 mg/l nachgewiesen werden (Landesamt für Umwelt,
Naturschutz und Geologie M-V 2001a).
Erhöhte
Ammoniumkonzentrationen konnten 1998/1999 an 36 % der Messstellen
festgestellt werden, hier lagen die Konzentrationen über dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung. Die
Nitritkonzentrationen lagen 1999 bei 4 % der Messstellen über dem
Grenzwert der Trinkwasserverordnung
von 0,1 mg/l.
Die
Stickstoffauswaschung aus dem Wurzelraum in das Grundwasser erfolgt überwiegend
als Nitrat und weist im Vergleich zu anderen Nährstoffen erhebliche
Schwankungen in der Konzentration auf. Neben hydrologisch-meteorologischen und
pedologischen Faktoren werden diese Schwankungen durch die Art und Intensität
der Bodennutzung beeinflusst. Da die überwiegende Menge des Sickerwassers im
Winterhalbjahr anfällt, kommt es in diesem Zeitraum zu den größten
Stoffausträgen. In Blume (1992) werden für die Ackernutzung durchschnittliche
Auswaschungsmengen von 75 bis 100 kg N pro ha und Jahr angegeben, für die
Nutzungen Wald und ungedüngtes Grünland Mengen zwischen 1 und 12 kg N.
Diese Mengen führen bei einer Sickerwassermenge von 250 mm/a zu einer durchschnittlichen
Konzentration im Sickerwasser von 30 bis 40 mg NO3-N/l für
Ackerstandorte und 0,4 bis 5 mg für Wald- bzw. Grünlandstandorte.
Weideflächen weisen hierbei höhere Nitratauswaschungsverluste auf als
vergleichbare Wiesenstandorte (siehe Abbildung 25).
Pfaff und Schütze (1995) gehen
davon aus, dass bei einer angenommenen Sickerwassermenge von 250 mm/a der
Stickstoffaustrag 25 kg/ha nicht überschreiten darf um den in der EG-Nitratrichtlinie
geforderten Grenzwert von 50 mg NO3/l im Grundwasser
einzuhalten. Bei geringeren Sickerwassermengen, wie sie auch in
Mecklenburg-Vorpommern zu beobachten sind, liegen die zulässigen Austräge noch
niedriger.
Die
Herbst-Nmin-Gehalte im Boden dürfen bestimmte Werte nicht
übertreffen, wenn eine maximal tolerierbare Nitratkonzentration im Sickerwasser
nicht überschritten werden soll. Diese tolerierbaren Nmin-Gehalte
sind von der Sickerwasserrate und von der Bodenart abhängig. Da die
Denitrifikationsprozesse in der ungesättigten Zone und im Grundwasser begrenzt
und schwer abzuschätzen sind, ist der Grenzwert der EU-Trinkwasserrichtlinie
(50 mg NO3/l) als maximal tolerierbare Konzentration anzunehmen
(Hennings und Scheffer 2000).
Tabelle 111: Tolerierbare Herbst-Nmin-Gehalte im Boden in
kg/ha
Bodenart |
Sickerwasserrate in mm/a |
|||
<100 |
100-200 |
200-300 |
>300 |
|
mS, gS, Su, fS |
15 |
20 |
30 |
40 |
St, Sl |
30 |
30 |
35 |
40 |
Ul, Ls, Lu, Lt, Tu, T |
40 |
40 |
40 |
40 |
Quelle: Hennings und Scheffer
(2000)
Der
Phosphatgehalt des Grundwassers lag in Mecklenburg-Vorpommern 1999 zwischen
0,003 und 0,153 mg PO4-P pro Liter (Landesamt für Umwelt,
Naturschutz und Geologie M-V 2001a).
Im Sickerwasser werden in der Regel Gesamtphosphat-Konzentrationen von 0,1 bis
0,5 mg/l festgestellt, auf Moorböden kann eine Phosphatdüngung jedoch
einen Anstieg der Konzentrationen im Sickerwasser zur Folge haben (Blume 1992).
Das
Sickerwasser unter Waldbeständen, die an punkt- oder flächenhafte
landwirtschaftliche Stickstoffemittenten angrenzen, weist ebenfalls eine hohe
Nitratkonzentration auf. An einigen Standorten nehmen die
Nährstoffkonzentrationen im Waldinneren erst in einer Entfernung von 150 m
von Waldrand ab. Generell lässt sich sagen, dass die Stickstoffkonzentrationen
des Sickerwassers unter Buchenbeständen sehr viel geringer sind als unter Fichtenbeständen
(Spangenberg et al. 1999).
Die
Salzgehalte und die Gehalte der Hauptinhaltsstoffe Eisen und Mangan des
Grundwassers in Mecklenburg-Vorpommern sind in der folgenden Tabelle dargestellt.
Die Gehalte an Eisen und Mangan sind vorwiegend geogen bedingt. Aber
insbesondere das Chlorid kann als Zeigerion für die Düngungsintensität dienen,
es dominiert im Dränwasser bewirtschafteter Ackerflächen (Bockholt und Kappes
1994). Die Konzentration der meisten Salze hat
zwischen 1997 und 1999 zugenommen, die Zahl der Messstellen, an denen
Überschreitungen der Trinkwasserverordnung
festgestellt wurden ist jedoch in etwa konstant geblieben. 1999 wurden im
Rahmen des Grundwassermessnetzes insgesamt 79 Messstellen beprobt.
Tabelle 112: Salzbelastung des Grundwassers in Mecklenburg-Vorpommern
|
1997 |
1999 |
Messstellen mit Grenzwertüberschreitung (Herbst 1999)* |
Grenzwert
Trinkwasser-verordnung |
|
Mittelwert mg/l |
Anzahl |
% |
mg/l |
||
Natrium |
22,5 |
30,8 |
2 |
2,5 |
(150*) 200 |
Kalium |
3,7 |
5,9 |
8 |
10,1 |
12* |
Calcium |
103,7 |
103,2 |
0 |
0 |
400* |
Magnesium |
12,6 |
12,9 |
2 |
2,5 |
50* |
Chlorid |
41,0 |
47,3 |
3 |
3,8 |
250 |
Sulfat |
75,3 |
70,2 |
4 |
5,1 |
240 |
Eisen, gesamt |
3,2 |
2,8 |
63 |
79,7 |
0,2 |
Mangan |
0,3 |
0,2 |
59 |
74,7 |
0,05 |
* Grenzwerte der alten Trinkwasserverordnung
vom 5.12.1990
Quelle: Landesamt für Umwelt,
Naturschutz und Geologie M-V (2001a)
Neben
geogenen Ursachen (z.B. Nähe zu tektonischen Störungen) kann der hohe
Salzgehalt des Grundwassers auch anthropogen bedingt sein. Eine wahrscheinlich
unvollständige Übersicht der anthropogenen Quellen zeigt die folgende Tabelle.
Tabelle 113: Wichtigste anthropogene Quellen der Stoffbelastung des
Grundwassers
|
Anthropogene Quellen |
Natrium |
Streusalz, Deponiesickerwasser, Abwassereinflüsse |
Kalium |
Düngemittelbestandteil, Deponiesickerwasser, Abwassereinflüsse |
Calcium |
Düngemittelbestandteil, Deposition industrieller Emissionen, Sickerwasser
von Bauschuttdeponien |
Magnesium |
Düngemittelbestandteil, Hausmüll- und Bauschuttdeponien, Abwasser |
Chlorid |
Düngung, Streusalze, Deponiesickerwasser |
Sulfat |
Unter reduzierenden Bedingungen kann bei hohen Nitratkonzentrationen von
Mikroorganismen durch die Denitrifikation Sulfat gebildet werden,
Niederschlagswasser, Schwefeldioxid-Deposition, Düngung, Deponien |
Eisen, gesamt |
- |
Mangan |
Sickerwasser von Hausmülldeponien |
Quelle: Landesamt für Umwelt,
Naturschutz und Geologie M-V (2001a)
Die
Sulfatkonzentration im Grundwasser nimmt mit der Tiefe ab, bei anderen Salzen ist
kein Gradient festzustellen. Sorptionsschwache Sand- oder Moorböden weisen
Kalium-Auswaschungsverluste zwischen 5 und 36 kg pro ha und Jahr auf, bei
tonigen Böden liegt die Auswaschung zwischen 1 und 7 kg pro ha und Jahr (bei
starker Al-Blockierung der Austauscher: bis 58 kg/ha*a) (Blume 1992).
Die
Konzentrationen anorganischer Schadstoffe im Grundwasser liegen nur an
wenigen Messstellen in Mecklenburg-Vorpommern über den Grenzwerten der Trinkwasserverordnung.
Der Boden ist durch die Immobilität der Schwermetalle bis zu einer gewissen
Grenze eine Schadstoffsenke für diese Stoffe, der Austrag in das Grundwasser
kann als relativ gering eingestuft werden. Die Löslichkeit der Schadstoffe ist
in den meisten Fällen stark von der Bodenart und vom pH-Wert der Bodenlösung
abhängig. In der Regel führt ein höherer Schwermetallgehalt des Bodens zu einer
Erhöhung der Konzentration in der Bodenlösung, welche dann verlagerbar ist. Bei
Cadmium z.B. nimmt bei pH-Werten von 6,5 und niedriger die unspezifische
Adsorption zu, d.h., das Cadmium liegt in einer mit Erdalkaliionen
austauschbaren pflanzenverfügbaren Form vor. Unter ungünstigen Umständen kann
sich Cadmium um mehr als 10 m in 100 Jahren vertikal verlagern (Gäth 1995).
Tabelle 114: Anorganische Stoffe im Grundwasser in
Mecklenburg-Vorpommern
|
1999 (ohne Extremwerte) |
höchster Messwert |
Messwerte unterhalb
Bestimmungsgrenze |
Grenzwert Trink-wasserverordnung |
µg/l |
µg/l |
% |
µg/l |
|
Aluminium |
10-660 |
1.440 |
44 |
200 |
Arsen |
0,1-9,8 |
14,0 |
93 |
10 |
Blei |
0,23-11,7 |
98,3 |
53 |
10 (bis 2013 25) |
Bor |
10-250 |
1.400 |
41 |
1.000 |
Cadmium |
0,01-0,13 |
0,95 |
50 |
5 |
Chrom |
1,2-17,1 |
35,0 |
22 |
50 |
Fluorid |
100-900 |
1.200 |
65 |
1.500 |
Kupfer |
0,21-15,0 |
64,0 |
78 |
2.000 |
Nickel |
0,15-13,3 |
68,0 |
50 |
20 |
Quecksilber |
0,014-0,056 |
0,42 |
27 |
1 |
Zink |
1,0-3.930 |
17.800 |
62 |
- |
Quelle: Landesamt für Umwelt,
Naturschutz und Geologie M-V (2001a)
Mit anhaltender Intensivierung der Landwirtschaft steigt
der Einsatz von Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmitteln.
Sie können aufgrund ihrer schlechten Abbaubarkeit über längere Zeit im Boden
verbleiben bzw. in das Grundwasser verlagert werden. In Deutschland wird eine seit mehreren Jahren etwa gleichbleibende
Menge von rund 30.000 Tonnen PSM-Wirkstoff jährlich in Verkehr gebracht (s. Kapitel 4.2.2.4).
An drei von 14 Messstellen wurde 1999 der Grenzwert der Trinkwasserverordnung für die Summe der Pestizide (0,5 µg/l) überschritten und an der Hälfte der Messstellen wurden Grenzwerte für einzelne Pflanzenschutzmittel (0,1 µg/l) überschritten (Fettdruck) (Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V 2001a).
Folgende
19 Pflanzenschutzmittel wurden 1999 in unterschiedlicher Konzentration und
Häufigkeit im Grundwasser in Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesen (Landesamt für Umwelt,
Naturschutz und Geologie M-V 2001a):
Atrazin |
Bromacil |
Chloridazon |
Chlortoluron |
p,p-DDT |
Desethylatrazin |
Desisopropylatrazin |
Dichlorprop |
Hexazinon |
Lenacil |
Mecoprop |
MCPA |
Metazachlor |
Metolachlor |
Pentachlorphenol |
Propazin |
Terbutryn |
Terbutylazin |
Trifluralin |
|
Die
Stoffausträge aus Deponien und anderen Altablagerungen und Altstandorten
in das Grundwasser sowie die davon ausgehenden Gefährdungen wurden in Kapitel 4.2.3 näher behandelt.