Tonrohstoffe

Baendertonvorkommen
Abb. 7 Bei Raden/Teterow (Landkreis Rostock) wurden durch geologische Begleitkartierungen an der NEL-Gaspipelinetrasse neben braunem W2-Geschiebemergel auch weitflächig verbreitete rotbraune Bändertonvorkommen (im Foto links) kartiert (Foto: A. Börner, 2011)
blaugrüner Eozänton bei Friedland
Abb. 8 Bei Friedland wird blaugrüner Eozänton gewonnen, der durch glazitektonische Prozesse in großen Schollenverbänden umgelagert wurde (Foto: A. Börner, 2010)
Eozaenton unter Geschiebemergel
Blaugrüner Eozänton unter Geschiebemergel (Foto: A. Börner, 2010)

In Mecklenburg-Vorpommern sind mit den Tonen und -lehmen des Pleistozäns (Bändertone, Geschiebelehme) und den Tonen des Tertiärs bzw. des Lias zwei Tonmineral-Rohstofftypen vertreten. Als Tonminerale bezeichnet man wasser- und hydroxidhaltige Aluminosilikate mit geringen Mengen an Magnesium, Eisen, Natrium, Kalium und Calcium. Die pleistozänen Tonmineral-Rohstoffe sind wegen der erhöhten Karbonat- und Fe2O3-Gehalte (zumeist < 6 %) sowie der hohen Bergfeuchte für die Herstellung höherwertiger grobkeramischer Produkte nicht geeignet. Der hohe Anteil der Tonfraktion bewirkt eine erhöhte Trockenempfindlichkeit, sehr gute plastische Eigenschaften, hohe Rohbruchfestigkeit und niedrige Sinter-Temperaturen. Sie können sie aber auch für den Deichbau und bedingt für die Deponie-Abdichtung eingesetzt werden. Der pleistozäne gebildete Lagerstättenkomplex Woldegk, Wolfshagen, Hildebrandshagen und Göhren ist z.Zt. unverritzt Woldegk und umfasst ein ca. 30 km2 großes Gebiet, in dem 4-10 m mächtigen Bändertone (Pleistozän) verbreitet sind. Die durchschnittlichen Tongehalte, der oberflächig entkalkten Bändertonablagerungen schwanken zwischen 25-35 %. Stellenweise treten sekundäre Kalk-Konkretionen auf, die vor dem Brennen aufbereitet werden müssen.

Die Lagerstätte Friedland/Salow besteht aus einem primär marin gebildeten und im Pleistozän sekundär umgelagerten Ton-Schollenkomplex aus dem Unteren Eozän. Die Schollen des schwach verfestigten, blau bis grünblauen Eozäntons erreichen hier immerhin 120 m Mächtigkeit. Mit einem Tonanteil (< 2 µm) von >65 % ist der Friedlander Ton sehr feinkörnig, aber es treten auch gröbere Siderit- und Phosphorit-Konkretionen auf. Die Rohstoff-Eigenschaften werden weiterhin von einem vollständig quellfähigen Muskovit-Montmorillonit-Wechsellagerungsmineral bestimmt. Die Lagerstätte Friedland ist mit 194 Mio. t geologischer Vorräte z.Zt. die größte bekannte Eozän-Tonlagerstätte Norddeutschlands. Gegenwärtig wird in Friedland der Rohton zu diversen Tongranulaten, Agarbentoniten und Tonschnitzel verarbeitet (DALLWIG et al. 2006). Die Friedländer Tone werden auch zu Futtermittelzusätzen und Bio-Katalysatoren bzw. Gärsubstrate in Biogasanlagen sowie für die Wellnessbranche veredeltet. Aktuell wird an der Universität Greifswald in einem Forschungsprojekt mit ansässigen Industriepartnern die Nutzung einheimischer Tertiärtone zur Herstellung von alkalisch aktivierten Bindersystemen (Geopolymere) geprüft. Ziel des Projektes ist die verbesserte Nutzung des einheimischen Tonrohstoffpotentials zur Herstellung von porösen mineralischen Bindemitteln als Basis neuer Werk- bzw. Dämmstoffe mit innovativen Verarbeitungs-, Dämm- und Brandschutzeigenschaften.

Eine erkundete Ton-Lagerstätte (Rupel) bei Mewegen ist wie eine erkundete Lagerstätte bei Altentreptow z.Zt. unverritzt. Diese Lagerstätten stellen das größte Zukunftspotenzial für die Nutzung von Tertiärtonen in Mecklenburg-Vorpommern dar. Der Rupelton (Tertiär, Oligozän) weist Al203-Gehalte von 18 % und Si02-Gehalte von 54 % auf. Die Vorräte bis zu einer Abbautiefe von -20 m HN betragen 74 Mio. t und können zur Herstellung von Mauerziegeln und Blähton verwendet werden (GRANITZKI & KATZUNG 2004). Der tertiäre Bergton aus dem Miozän (Lübtheener Schichten) tritt als Begleitrohstoff der Diathomeenkohle vor allem in SW-Mecklenburg auf (s. Kap. Kieselgur). Der Bergton ist ein schwarzbrauner, stark kohlehaltiger schluffiger Ton bis toniger Schluff, in dem als Tonmineral ein quellfähiges Wechsellagerungsmineral Muskovit-Montmorillonit dominiert (47 %) vor Kaolinit (15 %), Muskovit (5 %) und Quarz (25 %). Von den nachgewiesenen Lagerstätten in Mecklenburg-Vorpommern werden z.Zt. nur Friedland und Grimmen genutzt.